Geschichte Frankreichs
Wie im Ostfrankenreich bilden sich große Territorien: Die
Herzogtümer Franzien,
Aquitanien (Guyenne),
Gascogne,
Bretagne und
Normandie, die
Grafschaften Champagne,
Grafschaft Toulouse, Barcelona,
Grafschaft Flandern, sowie die
Markgrafschaft Gothien. Ursprünglich wurde im Frankenreich das Königreich unter allen Söhnen aufgeteilt. Dies wurde anfangs auch in den drei fränkischen Teilreichen beibehalten. Schon bald änderte sich dies und es bildete sich eine Art staatliche Identität im Westen, Osten sowie in Italien heraus. Das Mittelreich Lotharingien wurde dabei ab 925 endgültig dem Ostreich zugeschlagen. Verbunden war diese Änderung der Sichtweise mit Dynastiewechseln, mit der Einführung neuer Namen für die Reiche sowie mit dem Wechsel von der Erb- zur
Wahlmonarchie; durch die Praxis, die Herrschersöhne schon zu Lebzeiten der Väter zu krönen und an der Macht zu beteiligen, wurde in West- und Ostfranken die
dynastische Herkunft dominierend. Anders als in Ostfranken/Deutschland, wo die
Karolinger 911 ausstarben und während des gesamten Mittelalters nie mehr als fünf Herrscher derselben Dynastie ununterbrochen aufeinanderfolgten, spielten in Westfranken/Frankreich dynastische Kontinuität und das
Geblütsrecht bis ins 19. Jahrhundert eine wesentliche Rolle, und die Könige erreichten Anfang des 13. Jahrhunderts sogar die Errichtung einer
Erbmonarchie.
Anfangs hatte Westfranken eine starke Stellung unter den Karolingerreichen. Karl II. der Kahle konnte Italien erwerben und wurde 875 zum
Kaiser gekrönt. Durch den frühen Tod seines Sohnes und seiner beiden Enkel löste sich das Reich jedoch auf: 877 wurden
Niederburgund (Arelat) und 888
Hochburgund selbstständige Königreiche, und auch die Herrschaft in Italien konnte nicht aufrechterhalten werden. 880 musste der Anspruch auf
Lothringen aufgegeben werden, das an Ostfranken fiel. 884 wurde der ursprünglich ostfränkische König und Kaiser
Karl III. der Dicke (881-87) Herrscher auch des westfränkischen Reichs, aber wegen seiner Passivität angesichts der normannischen Bedrohung wurde er zur Abdankung gezwungen (
Reichstag von
Tribur). 888 wurde mit Graf
Odo von Paris aus dem Geschlecht der
Robertiner ein erster
Gegenkönig in Westfranken gewählt. Die Karolinger behaupteten sich zwar im Westfrankenreich noch hundert Jahre, die Macht lag während dieser Zeit jedoch in den Händen der Robertiner.
Zu einem Machtfaktor entwickelte sich das
burgundische Kloster Cluny und die von ihm ausgehende monastische Reformbewegung (
cluniazensische Reform). Der Stifter von Cluny, Herzog
Wilhelm der Fromme von Aquitanien, gab dem 910 gegründeten Kloster eine von jeder weltlichen und bischöflichen Gewalt freie Verfassung; es war lediglich dem
Papst unterstellt. König
Heinrich I. des Ostfrankenreiches (919-36) erteilte dem Kloster das Privileg,
Tochterklöster zu gründen und die Reform auch auf diese zu übertragen. Begünstigend für die Ausbreitung war nicht zuletzt das Machtvakuum im Grenzgebiet von Frankreich, Deutschem Reich und dem Arelat, sodass sich die cluniazensische Reform rasch ausbreiten konnte - vor allem im westfränkischen Reich. Das Kloster wuchs im Laufe der Zeit zu einem zentralisierten Mönchsstaat heran, dem im 12. Jahrhundert über 200
Abteien und
Priorate unterstellt waren. Cluny entwickelte sich neben dem
römisch-deutschen Kaiser zum zweiten bedeutenden abendländischen Machtfaktor dieser Zeit und trug wesentlich zum Mitte des 11. Jahrhunderts eskalierenden
Investiturstreit bei.
Frankreich am Anfang des 11. Jahrhunderts
Nach dem Aussterben der Karolinger wurde 987 Herzog
Hugo Capet von Franzien, ein Nachfahre des Gegenkönigs
Robert I. aus dem Geschlecht der Robertiner, mit Unterstützung der Kaiserin
Theophanu König von Frankreich und begründete die später so genannte
Kapetinger-Dynastie.
1066 konnte Herzog
Wilhelm der Eroberer England erobern. Er war gleichzeitig
Vasall des französischen Königs. Das englische Königshaus entwickelte sich zur größten Bedrohung für die französische Krone über die nächsten vier Jahrhunderte.
Aufstieg des Königtums unter den Kapetingern [Bearbeiten]
Der Aufstieg der
Kapetinger setzt ein mit
Ludwig VI. dem Dicken (1106-37); durch Ausbildung des
Lehnsrechts und Privilegierung der
Städte kann er die Stärkung der Krone auf Kosten des niederen
Adels einleiten. Ein französisches Nationalgefühl entstand durch den Angriff
Kaiser Heinrichs V. 1124 und durch die
Kreuzzüge, in denen sich die Franzosen als „auserwähltes Werkzeug Gottes“ verstehen. Ludwig stellt eine Verbindung zum
Papsttum her zum „Schutz gegen Deutschland“. Sein
Kanzler, der Zisterzienserabt
Suger, stellt weiterhin eine Verbindung zwischen der Krone und den
Zisterziensern her. Sein Kirchenbau, die
Basilika Saint-Denis, ist Stein gewordener Herrschaftsanspruch und verkörpert als Initialbau der
Gotik, die über die nächsten 250 Jahre die europäische
Baukunst dominieren wird, die gewachsene Bedeutung Frankreichs.
Ein weiterer nahezu unabhängiger
Vasall ist der Graf von
Toulouse, der neben der Grafschaft Toulouse auch über das
Languedoc gebot. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts unterscheidet sich der französische Süden kulturell und mit dem
Okzitanischen sogar sprachlich deutlich vom Norden. Die Verfolgung der
„Ketzerei“ im südöstlichen Teil des Reichs ist Auslöser der
Albigenserkriege (1209-29). Erste Ziele der mit äußerster Brutalität vorangetriebenen „Bekehrung“ sind
Béziers und
Carcassonne. Ursprünglich begonnen durch den
Papst, spielen ab 1216 religiöse Fragen dabei nur noch eine untergeordnete Rolle - die Kriegführung hat jetzt der König an sich genommen. Die Krone ist auch hier siegreich, und Toulouse und das Languedoc fallen bis 1271 ebenfalls an sie. Der Papst übernimmt die Verfolgung der „Ketzer“ (Katharer); die zu diesem Zweck gegründete
Inquisition erhält beinahe uneingeschränkte Macht im Languedoc. In der Region kommt es hierauf immer wieder zu Aufständen; 1244 wird in einem letzten Kriegszug die Festung
Montségur erobert.
König
Philipp IV. der Schöne (1285-1314) stärkt das Königtum weiterhin durch kluge Finanzpolitik, die Liquidierung des
Templerordens zugunsten der Krone und die Erweiterung der
Domaine royal (
Krondomäne) um die
Champagne. Der Konflikt mit England verschärft sich aber erneut, und es kommt 1297-1305 zu einer ersten militärischen Auseinandersetzung mit den traditionell pro-englischen Städten in
Flandern, in der der König aber letztlich die Oberhand behält.
Auch der Konflikt mit dem
Papst um dessen Weltherrschaftsanspruch eskaliert. 1303 setzt Philipp der Schöne den Papst gefangen, und 1309 besiegelt er die Abhängigkeit der
Kurie von Frankreich durch deren erzwungene Übersiedlung nach
Avignon. Während der nun folgenden mehr als 100-jährigen ‚babylonischen Gefangenschaft’ erfährt die Kirche einen starken Autoritätsverlust.
Der Hundertjährige Krieg und die Herrschaft des Hauses Burgund [Bearbeiten]
Frankreich 1429 bis 1453
Nach dem Tod des letzten
Kapetingers wird 1328 nach salischem Erbfolgerecht (männliche Thronfolge)
Philipp von Valois, Graf von Anjou, der Cousin des verstorbenen
Karl IV. zum neuen König gewählt; er begründet die
Valois-Dynastie (bis 1498). Thronansprüche erhebt aber ebenfalls
Eduard III. Plantagenet, König von
England und Herzog von
Aquitanien. Eduard ist Neffe Karls IV. in weiblicher Folge. Vor diesem Hintergrund kommt es 1339 bis 1453 zum
Hundertjährigen Krieg. England erzielt große Anfangserfolge und erobert bis 1360 neben
Calais den gesamten Nordwesten Frankreichs. Es kommt in Frankreich zu schweren inneren Konflikten – das Land hat zusätzlich zu der
Pestepidemie von 1348 unter den Kriegsfolgen und marodierenden Söldnern (Armagnacs) zu leiden. Ab 1369 kann Frankreich den Gegner im Kleinkrieg abnutzen und bis 1380 auf wenige Stützpunkte (
Calais,
Cherbourg,
Brest,
Bordeaux,
Bayonne) zurückdrängen.
König
Johann II. der Gute (1350-64) belehnt seine jüngeren Söhne mit den wichtigen Territorien
Anjou,
Berry und
Burgund. Diese Nebenlinien der Valois haben bis 1477 erheblichen Einfluss im Königreich. Insbesondere das
Haus Burgund kann während dieser Zeit einen erheblichen Besitz anhäufen. Einen ersten Schritt dazu unternimmt
Philipp der Kühne, Herzog von Burgund (1363-1404), als es 1378 zu einer Auflehnung der
flandrischen Städte gegen die kriegsbedingt hohe Steuerlast kommt. Philipp von Burgund kann diesen Aufstand niederschlagen und erhält mit der Hand der flandrischen Gräfin
Margarete von Mâle 1384 Flandern, mit dem
Artois,
Hennegau und der
Franche-Comté. Philipp und sein Neffe
Ludwig Herzog von Orléans(1392-1407) nehmen weiterhin die Regentschaft für den geisteskranken König
Karl VI. (1380-1422) wahr, sind aber untereinander in Machtkämpfe verstrickt.
Es kam zur Staatskrise, als 1415 England erneut den Hundertjährigen Krieg aufgriff. Herzog
Philipp der Gute von Burgund (1419-67) stellte sich auf die Seite Englands, als 1419 Anhänger des
Dauphin seinen Vater ermorden. England und Burgund besetzten schnell die
Normandie und den Norden Frankreichs einschließlich der
Krondomäne mit
Paris, sowie Aquitanien. Die Rettung kam mit
Jeanne d'Arc, der so genannten Jungfrau von Orléans. Diese konnte den nationalen Widerstand entfachen, zwang 1429 England zur Aufhebung der Belagerung von
Orléans und führte
Karl VII. (1422-61) zur
Salbung nach
Reims. Schließlich wurde sie von den Burgundern gefangen genommen, an die Engländer verkauft und am 30. Mai 1431 auf dem Scheiterhaufen verbrannt. In Frankreich gilt sie seither als Nationalheldin. Von der Römisch-katholischen Kirche wurde sie 1920 heilig gesprochen. 1435 versöhnte sich der König mit Burgund, 1436 wurde Paris und 1449–53 schließlich die Normandie zurückerobert – der Krieg schlief daraufhin ein.
Frankreich Ende des 15. Jahrhunderts
In der Zwischenzeit können die Burgunder weiter ihren Herrschaftsbereich ausbauen. Der König konnte 1435 deren Abwendung von England nur durch die Entlassung Burgunds aus der französischen Lehnsabhängigkeit erkaufen. Burgund verdankt seinen Aufstieg der anhaltenden Schwäche der französischen Monarchie. Als jedoch 1461 nach Beilegung des Hundertjährigen Krieges
Ludwig XI. den französischen Thron besteigt, ändert sich die politische Lage: Da Burgund nach wie vor als Teil Frankreichs gilt, ist der Zusammenprall unausweichlich. Der Konflikt wird noch durch die aggressive Politik Herzog
Karls des Kühnen (1467-77) verschärft, der Burgund zum unabhängigen Königreich erklären will. Er trifft eine entsprechende Vereinbarung mit dem
Habsburger Kaiser Friedrich III. (1440-93), der aber im Gegenzug die Hand der burgundischen Erbin
Maria für seinen Sohn
Maximilian fordert. Dem stimmt Karl letztlich auch zu, kann jedoch die Früchte seiner Politik nicht mehr ernten, da er 1477 in der
Schlacht bei Nancy fällt.
Mit dem Erbfall erhebt nun
Habsburg Ansprüche auch auf französisches Territorium. Es kommt zum Krieg; erst 1493 wird mit dem Friedensschluss von Senlis entschieden, dass
Flandern und das
Artois an Habsburg fallen und in das
römisch-Deutsche Reich eingegliedert werden. Bei Frankreich verbleiben die übrigen französischen Territorien aus dem burgundischen Erbe (
Burgund,
Nevers,
Picardie).
Franz I.
Bourbonisches Wappen von Frankreich und Navarra seit der Vereinigung beider Kronen 1589
Ludwig XIV.
Frankreichs Eroberungen bis in das 18. Jahrhundert
Im Zuge der
Italienischen Kriege seit 1495 wurden Spanien und Frankreich zunehmend Machtkonkurrenten. Frankreich versuchte mehrfach Mailand zu annektieren und so die Oberhoheit in Italien zu erlangen. Unter der Regierung
Franz I. kam es zu heftigen Auseinandersetzungen mit Kaiser Karl V., der seinen Besitz in Süditalien (Neapel) zu verteidigen suchte. Franz’ Offensivkriege blieben letztlich ohne Folgen.
Sein Nachfolger
Heinrich II. unternahm ebenfalls Angriffskriege gegen das Haus
Habsburg, die nur mäßige Erfolge brachten. Durch die Unterzeichnung des
Friedens von Cateau-Cambrésis suchte man einen außenpolitisch stabilen Frieden, da es zu inneren Konflikten mit den Hugenotten kam. Durch diesen Frieden verlor Frankreich seine Vormachtposition an Spanien.
Es kam zur inneren Schwächung Frankreichs und der Krone. Katholisches und protestantisches Lager bekämpften sich gegenseitig, um Einfluss auf die Regierung zu erhalten. In der
Bartholomäusnacht am 23./24. August 1572 in Paris wurden wichtige protestantische Persönlichkeiten ermordet. Dies löste erneut
Flüchtlingsströme aus.
Das Ende der direkten Linie der sogenannten
Valois führte zu Kämpfen, bei denen schließlich
Heinrich IV. aus dem Hause
Bourbon rechtmäßig König wurde. Er war der bedeutendste männliche Nachkomme des frz. Königshauses und Neffe des Königs Franz I., so dass er sich gegen das pro-spanische Haus
Guise durchsetzen konnte, das den Thron usurpieren wollte. Da er
Protestant war, musste er zum Katholizismus übertreten, um seine Herrschaft zu festigen. Sein Ausspruch "
Paris ist eine Messe wert" (katholische Messe) wurde weltberühmt. Schließlich brachte 1598 das von
Heinrich IV. erlassene
Edikt von Nantes eine zeitweilige Beruhigung der Lage, die jedoch nur bis zur Eroberung von
La Rochelle 1628 anhielt.
Mit der Thronbesteigung
Heinrich IV. begann die bedeutendste Epoche der frz. Geschichte: Der erneute Aufstieg Frankreichs zur Vormacht in Europa und die Durchsetzung der absolutistisch-zentralistischen Staatsform. König Heinrich installierte eine zentral gelenkte, vom König völlig abhängige Bürokratie und schlug eine aggressive Außenpolitik gegenüber Spanien ein. Seine Ermordung verhinderte jedoch eine Invasion in die
Spanischen Niederlande. Sein Sohn
Ludwig XIII. stand zunächst unter der Regentschaft seiner Mutter. Es folgte eine Zeit, in der zwei
Kardinäle –
Richelieu und
Mazarin – die Geschicke Frankreichs an Stelle des Königs lenkten und den
Protestantismus zum Teil sehr hart zurückdrängten. Unter der Leitung Richelieus wird die Macht der Krone weiter gefestigt, innere Opposition ausgeschaltet und höchst aktive Außenpolitik betrieben. Der Kardinal greift das Haus Habsburg unmittelbar, durch sein Eingreifen in den Dreißigjährigen Krieg, an. Die spanische Macht – kaum noch handlungsfähig – verliert zunehmend Einfluss an Frankreich. Unter der Führung Mazarins geht Frankreich als Sieger im Konflikt mit Kaiser und Spanien hervor. Frankreich wird zur militärischen und politischen Führungsmacht Europas, und im Laufe des 17. Jahrhunderts entwickelt es sich ebenfalls zur kulturellen und wissenschaftlichen Vormacht des Kontinents.
Der vierjährige König
Ludwig XIV. erbte 1643 den Thron, Mazarin führte die Regierung weiter. Die sogenannte
Fronde bekämpfte die Herrschaft Mazarins und die absolutistische Macht, aber der Bürgerkrieg scheiterte. Nach dem Tod Kardinal Mazarins übernahm Ludwig XIV. 1661 die Regierung allein. Unter ihm gelangte Frankreich auf den Gipfel seiner Macht. Der König selbst verfügte dabei über eine enorme Machtfülle im Staat, das Zeitalter des
Absolutismus brach endgültig an. Aufgrund seiner Prunksucht wurde er der
Sonnenkönig genannt.
Ludwig XIV. sah sich in der politischen Tradition seines Großvaters und Richelieus, um Frankreichs Machtposition zu stärken. Nach dem blutigen
Londoner Kutschenstreit erzwang er die Anerkennung der französischen Krone als stärkster Macht in Europa. Er reformierte den Staat von Grund auf, indem er die Bürokratie effektiv ausbaute, die Wirtschaft massiv förderte, die französische Armee zur leistungsstärksten, fortschrittlichsten und größten des Kontinents ausbaute, die Flotte neu schuf und das Rechtswesen vereinfachte. Dabei stand ihm der geniale
Colbert zur Seite. Sein Schloss
Versailles und die staatliche Organisation Frankreichs wurden überall als wegweisend kopiert.
Paris wuchs zur größten Stadt Europas und zum wissenschaftlichen und intellektuellen Zentrums Europas heran.
Durch Ludwigs
Edikt von Fontainebleau 1685 wurde das tolerante
Edikt von Nantes aufgehoben um die Einheit des Staates zu vollenden. Kirchen der
Hugenotten wurden zerstört, protestantische Schulen geschlossen. Wer im Lande blieb und noch als Protestant erkennbar war, wurde verfolgt.
Ludwig überlebte seinen Sohn und seinen ältesten Enkel und starb am 1. September 1715. Sein Urenkel
Ludwig XV. folgte ihm auf dem Thron; damit begann eine Zeit des erneuten wirtschaftlichen Aufschwungs und die Fortsetzung der kulturellen Blüte. Legendär sind die Hofintrigen um
Madame de Pompadour und
Madame Dubarry. Durch seine erfolglose Teilnahme am
siebenjährigen Krieg gegen
Friedrich den Großen verlor Ludwig XV. erhebliche Teile der
französischen Kolonien in Nordamerika (Québec, Louisiana) und Teile von Indien an England.
Nach ihm kam sein Enkel
Ludwig XVI. auf den Thron, der mit
Marie Antoinette, einer Tochter der Kaiserin
Maria Theresia von Österreich verheiratet war. Ludwig XVI. machte die von Ludwig XV. noch kurz vor seinem Tod begonnenen Reformen zum großen Teil wieder rückgängig und suchte durch eigene Reformen den Staat zu reorganisieren. Dabei unterlief ihm der Fehler, dass er die Obersten Gerichtshöfe mit höherer Machtkompetenz ausstattete, wodurch es Hochadel und Klerus besser möglich war seine Reformvorhaben zu bekämpfen. Dies führte in den 1780er Jahren zu einer großen Finanzkrise, zu der auch die Teilnahme am
Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg beitrug. Der König reagierte mit Sparmaßnahmen und versuchte das Finanzwesen neu zu regeln; auch die direkte Besteuerung des 1. und 2. Standes versuchte er zu erreichen. Nach den Missernten der Jahre 1787/88 sah sich der König schließlich im August 1788 genötigt, die alte ständische Versammlung, die
Generalstände (frz.
les États generaux) einzuberufen, um die nicht mehr allein zu lösenden Probleme anzugehen. Letztendlich spaltete sich am 17. Juni 1789 aber ein Teil der Generalstände, der
Dritte Stand, ab und konzipierte als
Nationalversammlung eine
Verfassung mit eingeschränkter Macht der Monarchie. Damit begann das Ende des so genannten
Ancien Régime (dt. "Alte Herrschaft").
Sturm auf die Bastille - 14. Juli 1789
Die Französische Revolution begann mit dem
Sturm auf die Bastille in
Paris am 14. Juli 1789 (heute Nationalfeiertag Frankreichs). Die Revolutionäre wollten dem Absolutismus ein Ende setzen, der unter Ludwig XIV. seine Blütezeit erreicht hatte, unter Ludwig XVI. jedoch bereits in eine dekadente Phase eingetreten war. Am 3. September 1791 wurde eine neue Verfassung mit Frankreich als einer konstitutionellen Monarchie verabschiedet. Am 10. August 1792 erfolgte der Sturm auf die
Tuilerien und die Suspendierung des Königs.
Am 9. November 1799 ergriff
Napoléon Bonaparte mit dem
Staatsstreich des 18. Brumaire VIII die Macht als
Erster Konsul. Er ließ 1802 die Sklaverei, die im Zuge der Revolution abgeschafft worden war, in den Kolonien wieder einführen, was in der Kolonie
Haiti im Jahre 1804 zu einem erneuten Aufstand führte, der schließlich in der Unabhängigkeitserklärung Haitis mündete.
Das erste Kaiserreich unter Napoleon Bonaparte [Bearbeiten]
Napoléon Bonaparte als Kaiser
Das Wappen des Kaiserreichs unter Napoléon Bonaparte
Am 2. Dezember 1804 setzte sich Napoléon selbst die
Kaiserkrone aufs Haupt. Bereits unter
Ludwig XIV., der das
Elsass annektierte, und der Republik hatte sich Frankreich auf Kosten seiner Nachbarn erweitert; Napoléon brachte in der Folge den größten Teil Europas unter seine direkte oder indirekte Kontrolle (
Koalitionskriege). Er agierte als
Imperialist, wobei er den eroberten Ländern auch Errungenschaften der Revolution und des Liberalismus überbrachte:
Rechtsgleichheit etwa oder den
Code civil ("Code Napoléon").
1809 kam es neuerlich zum Krieg mit Österreich, das dieses Mal jedoch auf sich alleine gestellt war. Napoléon eroberte Wien, büßte aber kurz darauf in der
Schlacht bei Aspern den Nimbus der Unbesiegbarkeit ein. Anderthalb Monate später nahm er in der
Schlacht bei Wagram erfolgreich Revanche und Österreich musste sich im
Frieden von Schönbrunn geschlagen geben.
In diesem Jahr ließ sich Napoléon von
Joséphine scheiden, da sie ihm keine Kinder gebären konnte und heiratete 1810
Marie-Louise von Habsburg. Nach der verunglückten Mission der
Grande Armée ("Großen Armee") gegen
Russland 1812 kam das Französische Kaiserreich ins Wanken. Die endgültige Niederlage der Franzosen kam 1813 in der
Völkerschlacht bei Leipzig. Nach der Niederlage Napoléons ging er ins Exil nach
Elba, einer kleinen Mittelmeerinsel.
Ludwig XVIII. wurde als König eingesetzt. Schon 1815 kehrte Napoléon aber wieder aufs Festland zurück, wo ihn das Militär, das ihn aufhalten sollte, begeistert empfing. Er übernahm in Paris wieder die Macht und regierte weitere 100 Tage. 1815 wurde Napoléon
bei Waterloo, (auch "Belle Alliance" genannt), in der Nähe von
Brüssel endgültig besiegt. Frankreich musste die eroberten Gebiete wieder aufgeben, konnte sein altes Territorium (einschließlich Elsass-Lothringens) aber vollständig erhalten.
Die Julimonarchie unter Louis-Philippe [Bearbeiten]
In der Folge dieser Revolution 1830 kam der als liberal geltende
Louis-Philippe aus der Nebenlinie
Orléans des Hauses
Bourbon auf den französischen Thron. Als sogenannter
Bürgerkönig führte er seine vom
Großbürgertum gestützte Regierung zunächst liberal, gab dann aber seiner Politik eine zunehmend reaktionäre Richtung, bis hin zum Beitritt Frankreichs in die
Heilige Allianz, ein ursprünglich von Preußen, Russland und Österreich gegründetes, der
Restauration verpflichtetes Staatenbündnis. Louis-Philippes Herrschaft wurde 1848 durch eine
erneute bürgerliche Revolution, die zur zweiten französischen Republik führte, gestürzt.
Das zweite Kaiserreich unter Napoleon III. [Bearbeiten]
Am 2. Dezember 1852 krönte sich Louis Napoléon Bonaparte als
Napoléon III. zum Kaiser. Er sicherte seine Macht durch Militär und Repressionsmaßnahmen ab. Eine erfolgreiche Außenpolitik sowie materielle Zugeständnisse an die Bevölkerung sicherten seine Macht zusätzlich ab. Sein Zweites Kaiserreich dauerte bis 1870, bis er im
Deutsch-Französischen Krieg militärisch scheiterte und in preußische Gefangenschaft geriet.
Nach einer Kapitulation des Kaiserreichs kam es in Paris zum Volksaufstand gegen diese Kapitulation; die sogenannte
Pariser Kommune entstand. Die Abgeordneten der Kommune forderten die Gründung einer
föderalistischen Republik. Die konservative Mehrheit der französischen Nationalversammlung schickte Truppen gegen die Kommune. Nach zweimonatiger Belagerung kam es vom 21. bis 28. Mai 1871 zu erbitterten
Barrikadenkämpfen um die französische Hauptstadt. Fast ein Viertel der
Arbeiterbevölkerung kam bei den Kämpfen und den darauffolgenden Massenexekutionen ums Leben.
Erst als
Hitler am 1. September 1939 den
Polenfeldzug begann, reagierte Frankreich zusammen mit Großbritannien mit der
Kriegserklärung. Frankreich war jedoch bei Ausbruch des
Zweiten Weltkrieges wegen der vorangegangenen innenpolitischen Auseinandersetzungen militärisch unvorbereitet. Die französische Armee blieb bis zur deutschen
Besetzung Belgiens am 10. Mai 1940 in der Defensive und beschränkte sich auf einen „
Sitzkrieg“. Die Auseinandersetzung nach dem deutschen Angriff endete innerhalb weniger Wochen mit der völligen Niederlage der französischen Armee. Am 14. Juni 1940 besetzten deutsche Truppen Paris. Staatspräsident
Albert Lebrun beauftragte nach dem Rücktritt des Ministerpräsidenten Reynaud
Marschall Pétain am 16. Juni 1940 mit der Regierungsbildung und Waffenstillstandsverhandlungen. Hitler konnte den Besiegten die Bedingungen mehr oder minder diktieren. Am 22. Juni 1940 unterschrieb Marschall Pétain im historischen Eisenbahnwaggon im Wald von
Compiègne den Waffenstillstand an dem Ort, an dem auch der Waffenstillstand des Ersten Weltkrieges unterschrieben worden war.
Besetztes Frankreich und Vichy-Regime
Deutscher Kontrollposten mit Stacheldrahtverhau und Hakenkreuz-Flagge an der Demarkationslinie am Fluss
Cher 1941, Aufnahme der
Propagandakompanie. Das Schild verbietet
Juden, wie sie in der ersten Verordnung zum
Reichsbürgergesetz definiert wurden, den Übergang in das besetzte Frankreich.
Unter dem Vichy-Regime wurde auf den Franc-Münzen das Motto 'Liberté Egalité Fraternité' durch 'Travail Famille Patrie' ersetzt
Nach der Niederlage blieb Frankreich besetzt. Der Waffenstillstandsvertrag sah eine Aufteilung Frankreichs in verschiedene Zonen vor. Die von den Deutschen besetzte und unter Militärverwaltung gestellte „Zone occupeé“ (besetzte Zone) umfasste den Nordosten und Norden des Landes, die Atlantik- und die Kanalküste sowie die de facto vom deutschen Reich annektierten Departements Elsaß und Lothringen. Der deutsche Militärbefehlshaber residierte mit seinen Behörden in Paris. Der äußerste Norden unterstand der Militärverwaltung in Belgien, der äußerste Südosten dem Bündnispartner Italien. In der „Zone libre“ (freie Zone) entstand das von den Deutschen abhängige konservativ-autoritäre
Vichy-Regime (die offizielle Bezeichnung war
État Français), eine bis zum Vordringen der Alliierten 1944 mit Deutschland kooperierende Regierung. Die Regierung erhielt ihren Namen von ihrem Regierungssitz, dem Kurort
Vichy in der
Auvergne.
Chef de l'État (Staatschef) war Marschall
Henri Philippe Pétain. Wie in den anderen von Deutschland besetzten Staaten kam es auch in Frankreich zu bewaffnetem Widerstand durch die
Résistance gegen die Besatzung und ihre Helfer. Der deutschen Partisanenbekämpfung fielen insgesamt rund 13.000 bis 16.000 Franzosen zum Opfer, darunter 4.000 bis 5.000 vollkommen unbeteiligte Zivilisten.
[1] Bei der
Landung in der Normandie und der Befreiung Frankreichs waren mit untergeordneter Bedeutung auch Truppen des
Freien Frankreich, der unter
Charles de Gaulle gebildeten Londoner Exilregierung, beteiligt. De Gaulle bildete am 9. September 1944 eine
provisorische Regierung. Nach der Vertreibung der deutschen Besatzer kam es zuerst zu wilden
Ausschreitungen gegen der
Kollaboration verdächtigte Landsleute; später wurde die Einrichtung einer
Commission d'Épuration auf regionaler Ebene bewirkt. Marschall Pétain wurde zum Tod verurteilt (von de Gaulle wurde die Strafe schließlich in lebenslange Haft umgewandelt) und der Ministerpräsident des Vichy-Regimes
Pierre Laval hingerichtet. Am 13. November 1945 wurde de Gaulle durch die französische Nationalversammlung zum Ministerpräsidenten gewählt.
Siehe auch: France libre (gibt die französische Geschichte 1940−1945 wieder)
Frankreich wurde trotz der Niederlage 1940 gegen das Deutsche Reich von den Siegermächten (
USA,
Großbritannien,
Sowjetunion) als gleichberechtigte Macht (
Besatzungsmacht) anerkannt. Frankreich wurde auch eine der Veto-Mächte im
UNO-Sicherheitsrat. In die Zeit der Vierten Republik fällt der
Indochinakrieg, mit dem durch die Niederlage für Frankreich 1954 das Ende des französischen
Kolonialreichs eingeleitet wurde. Die durch den
Algerienkrieg ausgelöste Krise beendete die Vierte Republik, und brachte 1958
Charles de Gaulle wieder an die Macht. De Gaulle verlangte vor seiner Wahl als Staatspräsident Sondervollmachten zur Lösung der Algerienkrise sowie eine Verfassungsänderung zur Stärkung der präsidialen Autorität gegenüber Regierung und Parlament. Die neue Verfassung wurde im selben Jahr per Volksentscheid angenommen und markierte das Ende der Vierten Republik. Herausragende Politiker sind
René Pleven,
Robert Schuman,
Pierre Mendès-France und
Georges Bidault.
Die neue Verfassung wurde zur Grundlage der so genannten Fünften Republik, die bis heute andauert. Seit 1958 gilt Frankreich als
semipräsidentielle Demokratie, der Begriff ist in der
Politikwissenschaft allerdings umstritten. Von 1958 bis 1969 war Charles de Gaulle Präsident der Fünften Republik. Im September 1958 wählten die Franzosen per Referendum mit 80% die neue Konstitution, die auf einen Vorschlag de Gaulles zurückging. In dieser Konstitution wurde die exekutive Macht bekräftigt, und dem
Président de la Republique weiterhin die Repräsentation des Staates zugesprochen. Er ist Befehlshaber der Armee, kann Gesetze verabschieden und die
Assemblée Nationale jederzeit auflösen. 1962 beendete de Gaulle den Krieg in
Algerien. Die meisten Franzosen mussten Algerien daraufhin verlassen. 1968 brachen in Paris die
Mai-Unruhen aus, denen sich die Arbeiter anschlossen. De Gaulle setzte Neuwahlen an und gewann noch einmal. 10 Monate später verlor er jedoch ein Referendum und trat zurück. Seine Nachfolger
Georges Pompidou (1969-74) und
Valéry Giscard d'Estaing (1974-81) führten seine Politik im Wesentlichen fort. 1981 kam mit der Wahl des sozialistischen Staatspräsidenten
François Mitterrand (1981-95) und dem anschließenden Wahlsieg der Sozialistischen Partei (PS) die gemäßigte Linke an die Macht. 1986 verlor Mitterrand die absolute Mehrheit im Parlament und musste fortan mit dem gaullistischen Premierminister
Jacques Chirac regieren, die Phase der
Cohabitation begann.
1995 gewann Chirac die Präsidentschaftswahlen gegen den sozialistischen Kandidaten
Lionel Jospin. Chirac verlor 1997 die absolute Mehrheit im Parlament an die Sozialisten, Lionel Jospin wurde Premierminister. 2002 setzte sich Chirac bei den Präsidentschaftswahlen erneut gegen den sozialistischen Kandidaten Lionel Jospin und
Jean-Marie Le Pen, den Chef der rechtsextremen
Nationalen Front (frz.
le Front National), durch. Jospin belegte nur Platz drei hinter dem Amtsinhaber Chirac und Le Pen, er trat von allen Ämtern zurück. Von 2002 bis 2007 amtierte dann wieder eine konservative Regierung unter den Premierministern
Raffarin und
de Villepin.
Im Mai 2007 gewann der ehemalige Wirtschafts- und Innenminister
Nicolas Sarkozy die Stichwahl der
Französischen Präsidentschaftswahl gegen die Sozialistin
Ségolène Royal. Mitte 2008 brachte er eine große Verfassungsreform auf den Weg, die unter anderem die Amtszeit des Präsidenten auf zwei Legislaturperioden begrenzt und dem Parlament mehr Einfluss auf die Politik des Landes geben soll.